Seit 125 Jahren Begeisterung für die Heimat

30.04.2024, 16:00 Uhr, Text und Bilder von Birgit Lang

Taufkirchen - Der Heimat- und Verschönerungsverein Taufkirchen feiert 125. Jubiläum. Laudator Franz Hofstetter wirft einen Blick auf die lange Geschichte des Vereins.

Taufkirchen – „Es gibt bei uns Spaß und Gemütlichkeit, aber auch viel Arbeit und Einsatz für die Gemeinschaft und die Bereitschaft, unseren Ort schöner zu machen“, erklärte Gabi Hofstetter. Die Vorsitzende des Heimat und Verschönerungsvereins Taufkirchen hatte mit ihrem Team zur 125-

Jahr-Feier in den blumig geschmückten Bürgersaal geladen. Auch ein historisches Eckerl mit alten Dokumenten, Fotos und Zeitungsberichten gab es.

 

Die Begeisterung, mit der sich die HVV-Mitglieder für ihre Heimat einsetz(t)en, könne man nur nachempfinden, wenn man selber mit Herz und Verstand dabei sei, meinte sie und zitierte wie es Pfarrer Niedermaier vor 20 Jahren auf den Punkt gebracht habe: „Der eine wartet, dass die Zeit sich wandelt, der andere packt einfach an und handelt.“

 

Umweltschutz habe in den Projekten des Vereins immer oberste Priorität gehabt, betonte Vize-Landrat Franz Hofstetter, der die Laudatio hielt. Die Kirchplatzpflege bezeichnete er als ein „Zeichen der Willkommenskultur in der Ortsmitte für Einheimische und Touristen“. Die Planung des Flaringer

Weges und die Gründung der Gartenbausparte sollten die privaten Gärten und prägenden Landschaftsteile herausstellen, heimatkundliche Vorträge, Geschichtsforschung und Spurensuche Identität vermitteln. „Nicht ‚Work- Life-Balance‘, sondern unermüdlicher Einsatz“, zeichne die Mitglieder seit

jeher aus.

 

Seine Frau Gabi Hofstetter würdigte die Aktivposten des HVV. Die älteste Aufgabe übernehme die „Bank-Mannschaft“, die Franz Stangassinger 25 Jahre lang als Bankchef hervorragend geleitet habe. Nun würden die 60 Bänke in und um Taufkirchen von Georg Stein mit seinen Helfern betreut.

Das gute Miteinander der Vereine habe sich vor zwei Jahren gezeigt, als der Gartenbauverein Moosen ihnen die Bänke im dortigen Bereich abgenommen habe.

 

Auch Wanderwegpaten habe der HVV mit Jürgen Degener als Chef, sagte Hofstetter. Dann habe man noch die „starke Abteilung Gartenbau, den Verein im Verein“. Auch die Kleingruppen und Einzelkämpfer seien wichtige Bestandteile. Sie würden den Kirchplatz, den Bürgerpark-Eingang, den Brunnen, die Brückengeländer, den Kreisel oder die Rastanlagen in Ratzing und Babing betreuen.

 

 

Sogar eine Gratulationsgruppe habe man. Die 35 Vereinsausflüge, die Hubert Kemper schon mit organisiert habe, würden „in Taufkirchen Kultstatus“ genießen. Er sei zudem stetiger Vereinsfotograf und Chronist.

 

Ein großes Thema sei die Streuobstwiese des Bezirks Oberbayern, für die man einen Teil der Pflege übernommen habe. Auch die Weihnachtsbeleuchtung lobte sie, denn die 120 Sterne an den Häusern und

der Christbaum im Ortszentrum gehen auf den Verein zurück. Und die Mannschaft, die beim Advent im Schloss einen Stand betreibe, tue der Vereinskasse Gutes. Dann gebe es noch „unsere Wilden“, die mit

Motorsäge, Hacke und Sachverstand die Bepflanzung am Flaringer Weg betreuen und den Vorstand, der zusammenhalte, „nur, wenn es gar nicht anders geht, scheidet jemand aus“.

 

Landrat Martin Bayerstorfer würdigte diese Begeisterung im Verein und überreichte der Vorsitzenden zwei „Apfelbrocker“, entwickelt von Sepp Hacker aus Mittbach. Bürgermeister Stefan Haberl bedankte sich für „125 Jahre unermüdlicher Arbeit für die Gemeinde“ mit einem roten Boskopbaum und Brigitte Murla, Vorsitzende des Kreisverbandes für Gartenbau und Landespflege, erinnerte an ihre ersten Erlebnisse mit dem HVV: „Der Franz und die Gabi sind ein Dream-Team der kurzen Wege gewesen. Das hat unserer Gemeinde gut getan.“ Sie hatte eine gelbe Kindergießkanne mit Gutschein für die Kindergruppe dabei.

Der Nachwuchs stellte sich im Anschluss mit seinen Betreuern mit einem Lied vor. Der Theaterverein steuerte, wie schon zum 100-Jährigen, eine Aufführung bei. Amelie Fiedler, Heinz Götzberger und Bernhard Sinseder hatten den Einakter „Gärtner vor Gericht“ einstudiert.

 

Vize-Landrat und Alt-Bürgermeister Franz Hofstetter hatte den HVV selbst von 1988 bis 1996 mit viel Herzblut geführt. In seiner Laudation ließ er die bewegte Vereinsgeschichte Revue passieren und stellte fest: Schon immer „bemühten sich honorige Bürger um die Verschönerung des Ortes“. Als Dr.

Winkelmann 1899 den Verein mit fast 40 Gleichgesinnten gründete, gab es keine Grünpflege durch die Gemeinde.

 

Mit Fremdenverkehrswerbung, der Pflege des Kirchplatzes, dem Aufstellen von Ruhebänken, Sammelbüchsen und Abfallkörben versuchten sie, ein Bewusstsein für die Schönheit ihrer Heimat zu schaffen, wie es ihre Nachfolger bis heute tun würden. Sei es durch die laufende Pflege von

Grünflächen, oder mit heimatkundlichen Erkundungen und Geschichtsforschung.

 

Neben den Vorsitzenden erinnerte Hofstetter auch an Ludwig Tafelmaier, der das Heimatarchiv zusammengetragen, aufgebaut und mit Konrad Karbaumer einen ausgezeichneten Nachfolger gefunden habe.

 

1931 etablierte der HVV das Männerbad und 1933 das Dirndlbad, beide wurden 1934 der Gemeinde überlassen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Verein 1952 wiederbelebt. Himolla-Chef Carl Hierl sponsorte Ruhebänke, die in seiner Firma gebaut wurden. Weil er immer ein großer Gönner gewesen sei, habe der HVV 2003 die Pflege seines Grabes für 20 Jahre übernommen.

 

1953 wurde eine Satzung über wilde Müllablagerungen an Waldrändern aufgestellt, mit der Reinigung von Wäldern tat sich ein neues Betätigungsfeld auf. Acht Jahre später wurden bei einer „Aktion saubere

Landschaft sieben Laster voller Müll – Matratzen, Fahrradreifen und andere Abfälle – aus den verschiedenen Hölzern im Umkreis zusammengetragen“.

 

Unternehmergeist bewies wiederum Vorsitzender Werner Rabl. Er schaffte es mit zwei Heimatabenden 1966 und ’67 im Postsaal, die Mitgliederzahl auf 289 zu steigern. Heinrich Karbaumer kümmerte sich ab 1978 um die Pflege des Kirchplatzes. Eine große Aktion sei die Pflanzung am Flaringer Weg 1989 gewesen, einem beliebten Spazier- und Radweg.

 

Mit der Neugründung der Sparte Gartenbau 1990 mit Betty Illner als Vorsitzende (bis 2009) habe die Blütezeit des Gartenbaus in Taufkirchen begonnen. Sie initiierte den Pflanzentausch und war federführend beim blühenden Gemeindewappen (2015) am Rathausplatz oder beim blühenden Kreisel (2013 ).

1991 begann der HVV damit, Wanderwege auszuweisen, so Hofstetter. Zwei Jahre später wurde eine Wanderkarte vorgestellt, 1998 die Radwanderkarte Vilstal und 2014 eine neue Wanderkarte herausgegeben.

 

1996 löste Gabi Hofstetter ihren Mann an der Vereinsspitze ab. Er erinnerte an die zahlreichen heimatkundlichen Vorträge und Filmabende von Hubert Kemper und Heinz Lang in den Jahren 1997 bis 2003. 2006 wurde eine Kindergruppe mit Andrea Stein und eigenem Jahresprogramm ins Leben gerufen.

 

Damit noch nicht genug. Der Verein biete Baumschneide-, Sensenmäh und Veredelungskurse sowie Bodenproben an, beteilige sich am Kirta-Markt, nehme an Lehrfahrten und Vorträgen teil und veranstalte ein Ferienprogramm.

 

Auch Auszeichnungen gab es für den Verein: 2006 den Umweltpreis der Gemeinde, 2007 den Kulturpreis des Landkreises. Und beim Vielfaltsmacher-Wettbewerb 2022 erhielten sie mit den Gartenzwergen in

Kooperation mit Adlstraß den 3. Preis.

Text und Bilder von Birgit Lang